Montag, 24. Dezember 2012

Das philosophische Betthupferl #101-- Welchen Einfluß hat unsere je gegebene Sprache auf unsere Weltanschauung?


Question by Deus ex Machina: Das philosophische Betthupferl #101-- Welchen Einfluß hat unsere je gegebene Sprache auf unsere Weltanschauung?
Als kleine Anregung ein Zitat:
"Language provides us with a grid through which we perceive the world. It follows that we have to recognize and acquire this new 'grid' if we want to learn a second language" (Kufner: The Grammatical Structures of English and German. UCP 1962, S. 65).
Gibt es eine "substructure", die keine der auf der Welt vorhandenen Sprachen teilt?
Und wenn doch, ist sie dann eher eine "underlying structure"?


Best answer:

Answer by volvox
Sprache ist der Spiegel der Gesellschaft. Wir bedienen uns der zeitgenössischen Worte.
Aber es sind nicht nur die Worte, auch z.B. eine Vorliebe für Substantive (Feststehendes) wie im Deutschen, oder eine Vorliebe für Verben (flexibel in Zeit und Person) wie in den lateinischen Sprachen ist geprägt von eigenem Charakter der Kultur.
Oder: eine Sprache ohne Konjugationen und Deklinationen erzählt auch etwas über den Benutzer:
Sehen. Berg. Ich. Kein Subjekt, kein Objekt, kein gebeugtes Verb, alles steht da.

Eine ´substructure´ die keine Sprachen (zer)teilt oder eine substructure, die keine Sprache auf der Welt gemeinsam hat???
Vielleicht ein Blick in die Augen und das Gefühl, dass man willkommen oder abgelehnt ist.
Denn selbst die Gesten sprechen in verschiedenen Ländern verschiedene Sprachen.
Man muss also die Leute kennenlernen, um ihre Sprache verstehen zu lernen und viceversa.



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1 Kommentar:

  1. Schleier des Nichtwissens24. Dezember 2012 um 23:36

    Bin kein Sprachphilosoph und verzichte daher notgedrungen auf eine Antwort auf Deine tiefgründigeren Ausführen, gehe stattdessen von dem Beitrag meines Vorantworters aus.

    Die Sprache spiegelt nicht nur die Gesellschaft wider, sie konstruiert und strukturisiert sie auch.

    Nehmen wir die Empfindungen: Bekanntlich gibt es deutsche Begriffe, die in anderen Ländern übernommen wurden, so z. B. Weltschmerz, Gemütlichkeit und Heimweh.
    Ein Gefühl gewinnt für den Empfindenen an Klarheit, wenn er es benennen kann.

    Die feministische Theorie geht davon aus, dass Sprache das Bewusstsein prägt. Daher macht sie sich für die stilistisch eher sperrigen Formulierungen wie "MitbürgerInnen" oder "Fachfrau" stark.
    In eine ähnliche Richtung zielen auch einige Strömungen der "political correctness".

    Das mag für Einige Wortklauberei sein. Denen sollte aber zu denken geben, dass auch und gerade in der Politik davon ausgegangen wird, dass Sprache die Weltanschauung prägt und dies instrumentalisiert werden muss.
    Nach meiner Erinnerung war es Sigmar Gabriel, der forderte, dass die SPD wieder die Definitionshoheit über Begriffe gewinnen müsse.
    Umgekehrt versuchen die Regierungsparteien, mit ihren Definitionen die Weltanschauung zu beeinflussen: Sie seien die bürgerlichen Parteien, die Opposition die linken Parteien. Mit dieser Defninition versuchen sie nicht nur der Beschreibung als "rechte Parteien" zu entgehen, was ja die logische Folgerung wäre, wenn die anderen Parteien links sind, sondern versuchen zugleich, die Oppositionsparteien als nicht bürgerlich darzustellen, was sachlich unhaltbar ist.
    Gerade in der Politik gibt es unzählige Beispiele der Meinungs- und Weltanschauungsbeeinflussung durch die Sprache. So z. B. durch die Legitimierung der Atomindustrie als 'Brückentechnologe', Schlagworte wie Kopftuchmädchen, Neubegriffe wie 'Banker' oder 'Deutschenhass'.

    Die Weltanschauung wird durch die Sprache beeinflusst. Das zeigt sich darin, dass z. B. in einigen Sprachen meines Wissens kein Futur gebildet wird. Aber noch mehr darin, welchen Wandel eine Sprache in verschiedenen gesellschaftlichen Epochen unterworfen ist, man denke e.g. an die Gleichberechtigung der Schwarzen in den USA und wie sie zuvor und danach tituliert wurden.

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