Ich schreibe gerade an einem Mythenroman. Der ist beinahe fertig, allerdings hat der noch einige Macken.
Die Haupt-"Macke" ist (aus meiner Sicht, und auch aus Sicht der Testleser) die überlange Beschreibung der Hauptfigur. Dennoch wollte mir keiner meiner Testleser durch konkrete Kürzungsvorschläge helfen: "Du bist der Autor!"
Als ich mehrere Onlinelektorate einschaltete, bekam ich beim letzten Mal nur zu hören: "Ihr Text 'lebt' ", und ein Volllektorat sei bei einem Text von meiner Qualität "nicht zweckdienlich", ich solle mir den Text von anderen doch bitteschön "nicht zerreden lassen", etc.
Da ich ziemlich sicher bin, dass mein Text NICHT perfekt ist - und als Autor habe ich definitiv ein Gespür dafür, und als gestandener, ernsthafter Mythenschöpfer denke ich doch, dass ich mich auf meine kritische Nase verlassen kann -, und ich der Sache die angemesssene Bedeutung zubillige, wende ich mich jetzt an die schlauen Köpfe von Yahoo! Clever, die hoffentlich ein wenig kritischer sind. Es winken Zehn Punkte für die beste, eleganteste, und doch dem Urtext getreueste Kürzung!
Okay, here's the drill: Weiter unten ist die Beschreibung meiner Hauptfigur. Diese ist viel zu lang.
Wenn Ihr nun brutal mit dem Rotstift über den armen und wehrlosen, aber leider viel zu umfangreichen Text herfallen würdet-- wie würde der dann im Endeffekt aussehen?
Folgende Regeln gelten hier:
1) Nach der Kürzung möchte ich ein plastisches Bild der Hauptfigur haben. Wenn man diese gekürzte Beschreibung liest, sieht man ein "Inneres Bild" der Hauptfigur vor Augen. Die Werkzeuge dazu sind alle im Vorlagentext enthalten.
2) Der Schreibstil sollte erhalten bleiben.
3) Cut and Paste ist erlaubt, und sogar erwünscht: da ja nur der überflüssige Ballast entfernt werden soll, aber nicht notwendigerweise der Text umgeschrieben werden soll.
4) Der Text muß um wenigstens 50% gekürzt werden; besser wäre aber um 75% oder mehr. Im Idealfall möchte ich einen mitellangen Absatz der dennoch alle relevanten Infos über die Hauptfigur enthält: Sein Körperbau, sein Kostüm, seine Zeitlosigkeit. Es muss aber nicht nur EIN Absatz sein, wenn sich das technisch nicht regeln lässt. Zur Not gehen auch drei Absätze: einen über seinen allgemeinen Körperbau, einen über seine ungewöhnliche "Kostümierung", und einen über seine Zeitlosigkeit.
Okay, hier ist der Text. Viel Erfolg!
Paragon war ein Titan, mehr als dreieinhalb Meter groß.
Er war breitschultrig und dunkeläugig. Paragon war ausgesprochen muskulös, doch nicht so sehr, dass es unattraktiv, oder gar grotesk gewirkt hätte. Er trug ein eng anliegendes Trikot, das ihn vom Hals über die Fingerspitzen und den gesamten Körper bis hin zu den Knöcheln einhüllte.
Dieses Trikot bestand aus einer spiegelglatten, tiefschwarzen Substanz... doch inmitten der schwarzen Tiefe dieser Substanz funkelten unzählige goldene Lichter wie Sterne.
Auf seinem breitem, machtvollem Brustkorb trug er sein erwähltes Wappen, sein Logo: ein purpur-blaues, goldgesäumtes Oktagon, in dessen Zentrum ein großes, goldenes Kreuz schwebte. Jenes Kreuz glühte in einem reinen, weißen Licht.
An den Seitenbalken dieses Kreuzes hingen zwei goldene Waagschalen.
In der rechten Schale schwebte ein purpurrotes Herz, welches ein golden-weißes Licht aussandte; doch in der linken lag ein scharfes, matt loderndes Schwert.
Das Herz symbolisierte die Liebe, Barmherzigkeit und Wohltätigkeit des Guten; das Schwert aber die glorreiche Macht und Überlegenheit des Guten allen anderen Gesinnungen gegenüber-- und seine Gerechtigkeit.
Das Kreuz selbst stand für das Gute: es war der Ursprung, von dem alle anderen Werte ausgingen... und es war das Zentrum, auf das letztlich alle weltliche Tugenden ausgerichtet waren.
Über seinem Trikot - der Gesamtheit seiner Kleidung - trug er ein paar goldene Armbänder, die beinahe die gesamten Unterarme einnahmen.
Um die Taille trug er einen goldenen Gürtel.
Von diesem Gürtel hing ein goldener Lendenschurz, unter dem sich vage die Umrisse seines enormen, machtvollen Geschlechtes abzeichneten.
Von seinen Schultern fiel ein bodenlanger Umhang - ein Mantel - aus Goldtuch, dessen tiefe Falten sorgfältig drapiert waren.
Jener Mantel war am Hals durch einen goldenen Discokragen, und oberhalb des Brustkorbes durch zwei kleine Goldspangen befestigt.
Seine breiten, muskulösen Beine steckten in wadenhohen Stiefeln aus goldenem Leder, welche so glatt poliert waren, dass sie ihre Umgebung widerspiegelten, und die durch ein ziemlich komplexes System aus Riemen und Schnallen verschlossen waren. Für gewöhnlich hätte ein solcher Anblick augenblicklich die Begierden eines jeden Beobachters entflammt-- doch Paragon strahlte etwas aus, das die Triebhaftigkeit der Sterblichen eher beruhigte, als sie zu erregen.
Die Gewänder, die Paragon trug, wären auf den ersten Blick das bemerkenswerteste gewesen-- bis man sein Haupt erblickte.
Er war bartlos. Sein nackenlanges, seidig glänzendes Haupthaa
Der vorletzte Teil:
Er war bartlos. Sein nackenlanges, seidig glänzendes Haupthaar war schwarz wie die Nacht, und leicht gelockt. In Paragons linken Ohrläppchen blitzte ein großer Goldring.
Paragons Züge waren breit, heroisch und männlich, entschlossen aber dennoch ruhig; nordisch geschnitten, aber dennoch dunkelhäutig. Von seinem Haupte ging ein Nimbus, ein hell strahlendes, aber dennoch, auf irgendeine beruhigende Weise sanftes, blauweißes Licht aus. Aber es war nicht Paragons blauer „Heiligenschein“, der den Beobachter innehalten ließ; nicht mehr, als die eigentümliche Mischung aus europiden Gesichtszügen und negroider Hautfarbe dafür verantwortlich war.
Der letzte Teil: Beschreibung nun vollständig.
Nein, es lag an der schier unvorstellbaren Fülle an Erfahrung, die sein Antlitz kennzeichnete: Paragons Gesicht war zeitlos, ein Gesicht von uralter Jugend.
Wenn man in die nichtmenschliche Weisheit seiner Augen blickte, konnte man erkennen, dass Paragon viele Dinge - fröhlich und tragisch, schön und hässlich, mundan und bizarr - gesehen hatte; dass er viel mehr wusste, als ein Sterblicher je wissen konnte-- oder wissen sollte. Wer Paragons Antlitz erschaute, wusste sofort, dass dass er die Ewigkeit selbst kannte. Dennoch konnte man niemals sagen, ob Paragon erst achtzehn, oder schon dreißig war...
@John.D Stimmt-- aber im Kontext der Geschicht passt das ganz gut. Dies ist eine sehr ungewöhnliche Geschichte, und das Aussehen der Figur ist ebenfalls unerhört. In Bezug auf die Beschreibung dieser Figur die 08/15-Methode zu wählen, würde nicht funktionieren, weil dann der Zusammenhang verloren ginge: Sollte ich auf Seite 1 schreiben, er ist 3,50, sehr muskulös, blabla, und auf Seite 35 bloße TEILE seines einmaligen Kleidungsstiles anreißen? Das mag wirken, wenn man einen geringeren (konventionelleren) Charakter beschreibt. Aber wenn man gute Literatur schreiben will, muß man die Scheuklappen abnehmen:. man muss die Regeln nicht nur kenn, sondern man muss auch fähig sein, ausserhalb der Regeln zu arbeiten. Bis auf 2 waren die Testleser (es waren 17)einstimmig der Meinung, dass bei diesem Buch ein Infodump in Bezug auf Beschreibung der Charaktere besser sei, als den Leser durch gestreute Beschreibungsstückchen zu verwirren, da dieses Buch solche Schneidertricks nicht bräuchte
@Inge Luett
Prinzipiell würde ich dir Recht geben. Aber nicht bei den Einzelheiten. Die Onlinelektorate, z. B., WAREN "bezahlte" Lektorate, und NICHT "Gefälligkeitslektorate".
Diese Lektorate hätten bei dem preiswertesten um die 2000 Euro aufwärts gekostet. Bloß schien jeder Lektor der Meinung zu sein, mein Manuskript sei "größtenteils schon perfekt". Um genau zu sein, ich suche nach wie vor nach einem guten, einem KRITISCHEN Onlinelektor, der sich auch KRITISCH mit sowohl dem Text als auch den Werkzeugen des Textes, also Stil, etc. auseinander setzen würde. Habe aber bis jetzt noch kein Glück gehabt. Kannst du mir einen nennen? Wohlgemerkt, ich suche einen GUTEN, kritischen und begabten Lektor, und nicht einen, der mir weismacht, weil mein Buch zu 90% "Druckreif" sei, könne ich mich auf diesen 90% ausruhen, und das Buch unlektoriert auf die Leserschaft loslassen.
Lese noch mal den Fragetext, der der Beschreibung vorausgeht.
@ Inge Luett
Wenn du das getan hast, weisst du bereits, dass ich mit der Problematik einer zu langen Beschreibung vertraut bin. Um genau zu sein, ich habe es unmißverständlich klargemacht, dass der zu kürzende Text bei Weitem der problematischste Teil des ganzen Manuskriptes ist.
Warum also stellst du die Sache so dar, als sei ich irgendein blauäugiger "Hobbyautor", der sein Werk nicht selbstkritisch betrachtet, sondern eher "ins Blaue schreibt", ohne an seine Leser zu denken?
Wenn du einen Text lektorierst, hast du dann auch solche Verständnisprobleme? Denn das ist kein guter Anfang für einen Lektoren, weisst du. Wenn ich ausdrücklich sage, dass mein Text NICHT perfekt ist, und du predigst daraufhin, wen ich mit meinem Werk "erreichen wolle", ich solle es in einer Kleinstauflage drucken, dann lässt das doch schwere Zweifel an deinem Leseverständnis aufkommen.
Vor allen Dingen, wenn man bedenkt, dass deine Antwort an der Fragestellung eigentlich völlig vorbei ging.
So, Leute. Sorry, dass ich etwas hitzig war, aber ich habe bis jetzt nur Antworten bekommen, die nicht direkt auf die Frage ausgerichtet waren.
Nochmals zur Verdeutlichung: Die Frage lautet nicht: "Sollte ich Beschreibungen streuen oder per Info Dumping einfügen?", sondern: "Wie kürze ich diese Beschreibung um wenigstens 50%, besser aber 75%?" Das sind zwei ganz unterschiedliche Fragen, und bedürfen zweier ganz unterschiedlicher Antworten.
Noch etwas zur "gestreuten Beschreibung": Das wurde von mir schon in früheren Textversionen versucht, als sich das Manuskript noch im Entwicklungstadium befand. Aber sowohl ich als auch die Textleser stellten fest, dass es weder zu meinem Schreibstil für DIESES Manuskript noch zur Thematik oder der allgemeinen, mythischen Atmossphäre der Saga passt. Also ging ich zur "Blockbeschreibung" über.
Die Sache wurde definitiv gut durchdacht, also bitte keine 08/15-Predigten mehr. Ich schreibe nicht an einem Western, sondern an einem Kosmischen Mythos.
Für alle, die glaubten, ich habe nur "Gefälligkeitslektorate" angeschrieben, hier auszugsweise ein repräsentatives Antwortschreiben von einer porofessionellen Lektorin.
"Repräsentativ" deswegen, weil es grösstenteils die Meinung der meisten anderen Onlinelektorate zu meinem Manuskript wiedergibt.
Ich hatte bei der Lektorin ein Lektorat in Auftrag gegeben, spezifisch mit der Anweisung auf Kürzung, Kritik am Plot, der Struktur, der Charakteriesierung, und der Originalität und dennoch Identifizierbarkeit des Lesers mit der Handlung. Ich bekam aber nur eine sehr flüchtige Bearbeitung, quasi null Kritik, keine feststellbare Verbesserung des Textes -aber mein Text IST bereits sehr gut, sogar ich selbst muß das zugeben, obwohl ich eher an Bescheidenheit glaube -, und keinerlei Textkürzung. Daraufhin trennten sich unsere Wege, sie schrieb mir zuvor aber noch folgendes:
Auszug des Schreibens:
"...Noch mal meine zwei Cents zu der Angelegenheit: Es ist ja nicht das erste Skript, das ich gelesen habe. Als ich anfing als freie Lektorin zu arbeiten, habe ich auch bei Weitem mehr gekürzt, herumgedoktert, mich in das Skript selbst eingebracht.
Diese Arbeitsweise habe ich mittlerweile verändert: Wenn ein Text lebt, und das tut der Ihre, dann ist ein intensives Lektorat nicht zweckdienlich.
Letztlich passen Sprache, Stil und, ja auch die langatmige Erzählweise sehr gut zusammen. Der Flow stimmt m.E. schon. Das war nicht einer eventuellen Flüchtigkeit geschuldet, wie Sie vermuten, sondern schlicht der Tatsache, dass auch schon ganz andere Skripte vor mir lagen, die diese Nachhilfe bedurft hatten (und bekommen haben).
...Tun Sie mir aber dennoch den Gefallen, sich den Text jetzt nicht zerreden zu lassen, ja? Er stimmt schon zu 90% und es wäre schade, wenn Sie jetzt, weil Sie glauben, mehr Kritik sei die bessere ..."
@Myana
Wow, das war cool! Das ist genau das, was ich gesucht habe. Die Zehn punkte sind dir sicher.
Nachdem ich "deine" Version gelesen habe, ist mir auch klar geworden, dass ich den Text nicht mehr einfach durch "Cut & paste" kürzen kann: er ist zwar zu langatmig, aber dennoch durch meinen persönlichen Schreibstil sind die einzelnen Absätze Teile des ganzen, wie bei einer Kette. Das heisst, ich kann die Beschreibung eigentlich nur "kürzen", wenn ich sie neu schreibe. Ohne deine Hilfe hätte ich das niemals herausgefunden. Jetzt bleibt mir eigentlich nur noch, die Beschreibung neu zu verfassen.
Bei der Gelegenheit: vielleicht solltest du auch mal Fantasy schreiben? Dein instinktives Verständnis des Beschreibungstextes, und die Umformulierungen, die du hier eingebracht hast, lassen ein gewisses Talent vermuten.
Und falls du jemals vorhast, zu vernünftigen Preisen Texte zu lektorieren, dann sende mir do bitte eine Mail. Für einen guten Lektor hätte ich immer Verwendung..
Best answer:
Answer by Werner S
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Es ist kein guter Stil, Figuren statisch und langatmig von Kopf bis Fuß vollständig und in einem Stück zu beschreiben. Ein guter Autor variiert - Hauptmerkmal, dann Aktion mit Einführung eines anderen Merkmals, Innenleben der Figur ("bei dem Gedanken strafften sich die Muskeln seiner Arme und liessen die goldenen Ketten leise aneinander knirschen") oder Rede/Gegenrede (z.B. über eine weiter Eigenschaft), Aussage eines Dritten ("... tuschelt in ihr Ohr: "Die Stiefel muss ein Dämon gefertigt haben ..."), usw.
AntwortenLöschenDie besten Personenbeschreibungen ergeben sich quasi unbemerkt aus der Handlung einer Geschichte und den Aktionen der Protagonisten, der Leser setzt sie sich vor seinem geistigen Auge selbst zusammen. Darin besteht die Kunst des Schriftstellers - du hast eher eine Holzhammermethode gewählt.
Sorry, aber das ist kein Schneidertrick, die Informationen zu streuen.
AntwortenLöschenDu hast eine Beschreibung von über 3'700 Zeichen. Eine Normseite ist maximal 1'800 Zeichen lang.
Deine Paragon-Beschreibung auf die Hälfte einzudampfen bringt auch nicht viel: So etwas liest niemand, es sei denn, er muss. Wer sind Deine Testleser? Würden die für das Buch bezahlen? Wenn ja, wieviel? Und kannst Du die Buchproduktion mit 15 verkauften Exemplaren finanzieren? Dann gratuliere ich.
Wenn dem nicht so ist, musst Du - meiner Meinung nach - komplett durch das Manuskript. Lesen muss Spaß machen, Interesse wecken für das, was auf der nächsten Seite kommt. Und, mit Verlaub, Dein Paragon mag ja eine Lichtgestalt sondergleichen sein, aber er interessiert mich einfach nicht.
Ja, ich lese viel. Und nicht nur Heftromane. Ja, ich lese auch viel Fantasy. Und nicht nur Mainstream. Ich lektoriere auch. Und das ist nicht nur im Freundeskreis mal ein bisschen Kantenversäubern. Ich kann sehr gut verstehen, dass sich im Onlinelektorat auf die Aussage gerettet wurde, ein Volllektorat sei bei Deinem Manuskript nicht "zweckdienlich". Ein gutes Lektorat, eines, das seinen Namen verdient, ist Arbeit. Es wird daher auch zu Recht normalerweise bezahlt, sobald es den allgemeinen "Gefälligkeits-Rahmen" sprengt.
Die Frage ist, was und wen Du mit Deinem Mythenroman erreichen willst. Wenn es lediglich der schöne breite Buchrücken mit Deinem Namen im Regal sein soll, geh zur Druckerei Deines Vertrauens und lass Dir das Manuskript binden, mach eine Auflage von 20, meinetwegen.
Wenn Du mehr willst, wirst Du nicht darum herumkommen, auch an die Leserschaft zu denken. Du kannst es Schneidertricks nennen, wenn Du willst, aber eines bleibt: Ich habe keine Lust, mir seitenlang anzulesen, wie toll Dein Held aussieht. Ich will das Bild, keine Bildbeschreibung.
So, nach längerem Zögern wage ich es jetzt doch, weil mich diese Aufgabe ehrlich gesagt sehr reizt...
AntwortenLöschenAlso, hier ist "meine" Version der Beschreibung Paragons:
Paragon war ein Titan.
Er war mehr als dreieinhalb Meter groß und auffallend muskulös, aber auf eine durchaus attraktiv wirkende Weise.
Sein Körper war vom Hals abwärts vollkommen in ein eng anliegendes Trikot aus einer tiefschwarzen, spiegelglatten Substanz gehüllt, in der bei genauerer Betrachtung unzählige winzige goldene Sterne zu schimmern schienen. Auf dem breiten Brustkorb prangte Paragons persönliches Wappen: ein purpur-blaues, goldgesäumtes Oktagon. In seinem Zentrum leuchtete ein goldenes Kreuz, an dessen Seitenarmen goldene Waagschalen hingen. Das rote Herz in der rechten stand für Liebe, Barmherzigkeit und Wohltätigkeit. Das scharfe, matt lodernde Schwert in der linken symbolisierte die Macht, Überlegenheit und Gerechtigkeit des Guten.
Paragons kräftigen Unterarme wurden von mehreren breiten Goldreifen umspannt, über den breiten Schultern lag ein bodenlanger Umhang aus Goldtuch mit einem hohen Stehkragen, der von zwei schlichten Goldspangen zusammengehalten wurde. Um die schmalen Hüften trug Paragon einen goldenen Gürtel, an dem ein ebenfalls goldener Lendenschurz befestigt war, der vage die Umrisse seines mächtigen Geschlechts erahnen ließ. Die muskulösen Beine steckten in wadenhohen Stiefeln aus spiegelglatt poliertem goldfarbenem Leder mit einem kompliziert wirkenden Verschluss-System aus Riemen und Schnallen.
Diese Kleidung war für sich genommen schon auffällig genug – und doch vergaß man sie, sobald man einen Blick in Paragons Gesicht warf…
Kinnlanges, seidig glänzendes Haar umgab in nachtschwarzen Locken ein bartloses, dunkelhäutiges Gesicht mit tiefblauen großen Augen. Dieses Gesicht war breit, unverkennbar männlich, mit zugleich energischen und ruhigen Zügen. Es war schwer zu sagen, wie alt Paragon eigentlich war: er konnte achtzehn sein, oder dreißig, oder älter -
Wichtiger als all diese Äußerlichkeiten war jedoch die Ausstrahlung Paragons: eine schwer beschreibbare Aura der Zeitlosigkeit, die ihn wie ein Nimbus umgab. In den dunklen Augen lag ein Ausdruck tiefer, nicht-menschliche Weisheit, der ohne Worte sagte, dass er schon viel mehr gesehen und erlebt hatte, als gewöhnliche Sterbliche sich jemals vorstellen konnten –
…
Ich hoffe, ich habe damit der eigentlichen Aufgabenstellung so gut wie möglich entsprochen - wenn nicht, bin ich für jede Kritik offen...