Also, ich bin jetzt 16 Jahre alt und bisher kann ich sagen, dass ich mich geistig entwickelt habe. Wenn ich mir z.B. Aufzeichnungen aus früheren Klassen o.Ä. anschaue, kann ich genau sehen, dass ich mich weiterentwickelt habe: in vielen Dingen bin ich schon weniger naiv, habe Zusammenhänge begriffen u.s.w.
Allerdings habe ich mich heute mal wieder mit Shakespeares "Sommernachtstraum" beschäftigt sowie mit der Analyse und Interpretation des Werkes. Wie immer ist mir aufgefallen, dass Shakespeare so genial war, dass es doch viel Wissen bedarf, um ihn zu verstehen. Er ist so tiefgründig und auch gesellschaftskritisch; ich weiß, dass ich ihn noch nicht vollständig begreife und so geht es mir mit vielen Autoren, Philosophen oder Dichtern.
Und nun zur eigentlichen Frage: Besteht die Chance, dass ich mich geistig noch so weit entwickelt, dass ich solch geniale Geister verstehe? Werde ich sie je ganz begreifen und auch aus Shakespeares "Sommernachtstraum" die Kritik am Patriarchat vollständig herauslesen können?
Danke für die vielen tollen Antworten, ich werde die Frage zur Abstimmung frei geben, weil ich mich nicht entscheiden möchte.
Best answer:
Answer by RHR
Hallo,
da Du Dich geistig entwickeln willst, wirst Du Dich auch geistig weiter entwickeln.
Das hört übrigens nicht auf.
Gruß
Ronald
P.S. ich warte noch darauf, dass ich Stephen Hawking verstehe...
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Ich bin nun zwar noch nicht viel älter als du, 20 Jahre, aber ich denke schon, dass man sich immer weiterentwickeln kann. Dafür muss man nur die Zeit aufbringen können und wollen. Das Problem ist nämlich meist, dass der Großteil lange und hart arbeiten muss, sodass sie abends müde nach Hause kommen und nicht mehr besonders viel Lust darauf haben, dann auch noch ihren Kopf so sehr anzustrengen. Ist ja nachvollziehbar.
AntwortenLöschenWenn man sich dann aber "überwindet", da man auch Spaß daran hat etc., formt man sich ja immer wieder neu.
Außerdem war Shakespeare ja auch nicht mehr so jung, als er seine bekanntesten und besten Werke schrieb. Er hat sich also auch fortwährend weiterentwickelt und seine Meinung mit größerem Wissen bilden können.
Ob man den Gedankengang und die Intention eines Autors JEMALS vollkommen erfassen kann, ist mir jedoch fraglich. Besonders, da man dabei ja immer unterscheiden muss, ob der Autor überhaupt wollte, dass man diesen Sinn erfassen kann oder hat er vielleicht seine eigene Intention durch eine andere, die der Leser seiner Meinung nach erfassen soll, verschleiert? Heißt, im Prinzip weiß man ja nie was sich jemand dabei denkt, wenn er etwas sagt oder schreibt. Aber bestimmte Dinge lassen sich eben genügend belegen, genügend Argumente sind zu finden.
Vielleicht passiert es somit nächstes Jahr oder vielleicht auch erst in den letzten Stunden deines Lebens auf dem Sterbebett, dass du aufgrund eines Erlebnisses genau dies Stück so interpretieren kannst, dass dir alles Sinn macht. Sodass du plötzlich daran zweifelst, wie du diesen Sinn nie vorher erfassen konntest etc etc. Aber das heißt ja nicht, dass du damit genau den Gedanken Shakespeares erfasst hast - aber vielleicht ja auch doch ^^
Ich finde allerdings, allein schon die Selbsterkenntnis, dass man selbst sich in wenigen Jahren sehr weiterentwickelt hat, jedoch noch weit davon entfernt ist, sich so entwickelt zu haben, wie man es in seinem Leben noch kann, - das ist schon sehr weise und ein gutes Zeichen dafür, dass man sich genügend mit sich selbst auseinandersetzt und reflektiert. :)
Konzentriere dich nicht darauf, das aus einer Leere eine Lehre wird.
AntwortenLöschenGeistige Entwicklung kann nur bedeuten, das es um einen zu bestehenden Wettbewerb handeln dürfte.
Doch auswendig, nach-plappernd, ausnutzend, erfinderisch, spielfreudig, abwendend von möglicher Geistesstörung und gesellschaftliche Anhörung/Anerkennung erhascht zu haben sind gerade zu vermeidende Ausdruck-arten des mit denkenden Menschen die es zu vermeiden gilt, so wie diese über die weisen Schriften mehr oder weniger angemerkt wurden.
Nicht von ungefähr soll erdachtest nur zu bedenken gegeben haben, das Buch Inspiration sein, dem Buch nicht Folge geleistet, sondern Eigenständigkeit Folge leisten und der Theorie die Praxis folgen.
der mensch lernt ein leben lang.du wirst das schon noch hinkriegen,kopf hoch.
AntwortenLöschenVorweg: Das Bewusstsein der eigenen Grenzen und das Wissen um die Wandelbarkeit von Standpunkten und Ansichten sind Eigenschaften, über die nicht jeder verfügt und die ich sehr schätze.
AntwortenLöschenMan kann darüber streiten, ob sich der Mensch stetig weiterentwickelt. In der Kindheit ist das zweifellos der Fall. Bei Erwachsenen vielleicht nur in mancher Hinsicht und nicht bei allen Menschen. Man kann sich z. B. in eine Idee oder Ideologie so verrennen, dass man eine selektive Wahrnehmung entwickelt, alle die eigenen Positionen stützende Informationen speichert, die gegensätzlichen hingegen ignoriert. Mann kann auch zum Fachidioten werden, der zunehmend alle Umstände nur unter einem Blickwinkel betrachtet. Usw.
Zur Frage: Nach meiner Erfahrung verändert sich der Blickwinkel mit zunehmenden Alter. Fast jedesmal, wenn ich ein Buch lese oder einen Film sehe, die ich schon als Kind oder Jugendlicher gelesen habe, nehme ich völlig neue Aspekte wahr. Man sagt, dass es Erfahrungen gibt, die man selbst gemacht haben muss, um bestimmte Umstände in ihrer Gesamtheit zu erfassen (z. B. den Tod eines Nahestenden, die Geburt des eigenen Kindes, den Eintritt ins Berufsleben u.v.m.). Das muss nicht immer, kann aber manchmal zutreffend sein. Aber andererseits geht durch solche Erfahrungen auch die vorherige Perspektive teilweise verloren. Denkbar, dass das manchmal die bessere war. Aber ich würde zumindest davon ausgehen, dass sich im Laufe des Lebens das Wissen erweitert, allein deswegen gewinnt man neue Interpretationsansätze hinzu.
Ich persönlich würde aber zwischen literarischen und anderen Werken unterscheiden.
Bei naturwissenschaftlichen oder philosophischen Texten (z. B. Hegel oder Kant) lässt sich am klarsten die Frage stellen, ob man den Gehalt der Aussagen sowohl en detail als auch in ihrer Komplexität erfasst, ob man diese genialen Geister tatsächlich versteht oder nur ein scheinbares Verständnis entwickelt hat.
Bei literarischen Werken ist die Fragestellung m. E. etwas anders. Goethes Faust lässt sich mithilfe der kommentierenden Sekundärliteratur in Bezug auf seine Anspielungen, Zitate usw. entschlüsseln. Dadurch hat man aber noch nicht Goethe tatsächlich verstanden. Aber die Frage ist, ob man Shakespeares oder Goethes Denken tatsächlich völlig begriffen haben muss, um aus ihren Werken Wesentliches herauszuziehen. Ich habe Hamlet gelesen und über Faust II meine Abiturarbeit geschrieben, später ein paar Semester amerikanische Literaturwissenschaft studiert und würde von mir nicht behaupten, Goethe, Shakespeare oder Hemingway verstanden zu haben. Aber ich denke schon, dass ich (bisher) mit zunehmendem Alter ein umfassenderes Verständnis für die Sitationsbeschreibungen, Charakterisierungen der Protagonisten, moralische Dilemmata, mögliche Intentionen etc. gewonnen habe.
Ich glaube nicht, dass jeder Mensch automatisch irgendwann jedes Genie begreifen kann (ich zumindest nicht). Vielleicht gehört das zum Wesen eines Genies. Aber man kann sich dieser theoretisch-absoluten Verständnis stetig annähern.
Die Chance besteht in der Tat,dass Du Shakespeare (oder Kafka oder Goethe...)irgendwann ganz verstehen kannst. Ob Du diese Chance auch nutzen kannst, ist eine andere Frage. Doch zur menschlichen Intelligenz sei gesagt, dass Einstein an seinem Lebensende den einzig wahren Satz dazu sagte: "Ich weiß, dass ich NICHTS weiß." Es erfordert Größe und Weisheit, sich der Sandkornexistenz des Menschen bewusst zu sein. Du wirst in 50/ 60 Jahren weg sein von dieser Erde und keiner wird sich mehr an Dich erinnern. Das zu begreifen und dennoch etwas aus unserem kleinen Dasein zu machen ist das Einzige, für das es sich lohnt zu leben.
AntwortenLöschenSelbst Sheakespeare ist und war nur ein F.urz im Universum.
Benjamina
Wie deine eigene geistige Entwicklung genau aussieht, kann dir niemand sagen! Das hieße orakeln! Deine geistige Entwicklung geht am besten voran, wenn du dich erstmal selber kennenlernst, wer du in Wirklichkeit bist! Oder ist dir schon klar geworden, daß du in Wirklichkeit eine subtile Seele bist, welche hinter deiner Stirn wohnt, deinen physischen Körper lenkt und ihn am Leben erhält? Nur wer sich selber kennt, der kann auch den Geist anderer erkennen! Mehr über dieses Thema, dann maile mich unter PN an. Liebe Grüße Bherka
AntwortenLöschenDir wird es niemals gelingen. Nur William Shakespeare selbst konnte sagen, was er mit seinem Buch sagen wollte. Alles, was wir tun können, ist darüber nachzudenken. Deine Erkenntniss, dass du bei vielen berühmten Denkern und Autoren nicht alles verstehst und trotzdem einen Sinn darin siehst, dies zu tun, zeigt, dass du geistig sehr weit entwickelt bist- weiter als viele in ihrem Leben kommen.
AntwortenLöschenMit Interesse und Leidenschaft : JA !
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